Wu Tai Chi Chuan
Was bedeutet Taijiquan?
TAIJI (in der alten Umschrift TAI CHI) ist ein Begriff aus der chinesischen Philosophie und bedeutet: "Das höchste Prinzip". In ihm vereinen sich die beiden polaren Gestaltungsprinzipien Yin und Yang in höchster Harmonie. QUAN (oder chuan) bedeutet wörtlich Hand/Faust und wird mit Faustkampf übersetzt.
TAIJIQUAN ließe sich demnach übersetzen mit "Kampfkunst in der Harmonie von Yin und Yang".
Taiji Symbol
Auswirkungen von Taijiquan auf die Gesundheit
Die positiven gesundheitlichen Auswirkungen des Taijiquan stehen gegenüber den Aspekten der Bewegungs- und Kampfkunst für die meisten Menschen im Vordergrund.
Einige wichtige Vorteile für die Gesundheitspflege können sein:
- Entspannung, Lösen von Stressmustern
- durch Einheit der Körperspannung: ausgewogenes
Zusammenspiel von Struktur und Flexibilität in den Fazien
- Haltungs- und Bewegungsschulung
- Linderung von Rückenbeschwerden
- Geschmeidigkeit der Muskulatur durch spiralförmige
Bewegungen
- Lockerung der Gelenke
- Stärkung des Knochenbaus
- Verbesserung der Koordinationsfähigkeit
- Anregung des Immunsystems
Weitere Vorteile für die Gesundheitspflege können sein:
- Vertiefung der Atmung
- ausgleichende Wirkung auf das vegetative
Nervensystem, sowie auf das Herz-Kreislaufsystem
- Optimierung des Gleichgewichtsinnes
- Vitalisierung des gesamten Organismus
- Verbesserung der Konzentrationsfähigkeit
- innere Ruhe und Ausgeglichenheit
- mehr Selbstbewusstsein und geistige Klarheit
Zur Geschichte des Wu-Tai Chi -Stils
Um 1912 trat Taijiquan, das zuvor nur in eingeweihten Kreisen innerhalb der Familien weitergegeben wurde, erstmals in die Öffentlichkeit.
Zu dieser Zeit vereinfachte Wu Jianquan die ursprüngliche Form seines Vaters, Wu Quanyou, um sie vielen Menschen zugänglich zu machen. Der traditionelle Wu-Stil, wie er heute gelehrt wird, begann sich zu verbreiten.
Heute vertritt Ma Jiangbao (Foto), der seit 1986 in den Niederlanden lebt, in der vierten Generation die Tradition des Wu-Stils in Europa.
Übungssysteme
Das traditionelle Wu Tai Chi bietet ein umfangreiches Spektrum an Formen (fünf spezielle Vorübungen, zwei langsame und eine schnelle Handform, Säbel-, Lanzen- und Schwertformen) sowie eine Vielfalt von Partnerübungen (z.B. Tui Shou).
Von zentraler Bedeutung ist zunächst das Erlernen der langsamen Gesundheitsform, deren natürlich fließende, weiche Bewegungssequenzen und die aufrechte Körperhaltung den Prinzipien des Taiji folgen.
Besonderheiten des Wu-Stils
Im Vergleich zu manch anderen Taiji-Stilen erscheinen die Bewegungen des Wu-Stils etwas reduzierter und machen auf den Betrachter einen eher kompakten Eindruck. Die relativ klein gehaltenen Kreis- und Spiralbewegungen erscheinen weniger raumgreifend und wirken dadurch optisch etwas unscheinbarer.
Im Wu-Stil suchen die Hände bzw. Arme den ständigen Bezug zur Mitte und helfen gleichzeitig mit, diese zu definieren. Das "Gefühl für die Mitte" wird so gestärkt und die Entwicklung eines lebendigen, zentralen Gleichgewichts erfährt dadurch eine gute Unterstützung. Die präzise innere Arbeit ist von enormer Wichtigkeit. Sie fordert eine entspannte Verbundenheit im ganzen Körper und ein subtiles Timing.
Das Zusammenspiel von Kopf (Blick), Gliedmaßen und Rumpf ist sehr fein aufeinander abgestimmt und entwickelt in hohem Maße Koordinations- und Konzentrationsfähigkeit. Äußerlich sichtbar fließen die Bewegungen (von den Füßen aus aktiviert) spiralig von oben nach unten, wobei dem Bereich der Taille eine besondere Bedeutung zukommt.
Parallel gestellte Füße und eine geneigte Körperhaltung erleichtern den korrekten Einsatz der Taille, bei dem die Rotation um die vertikale Mittelachse zugleich für eine geschmeidigere Wirbelsäule sorgt.
Der Wu-Stil-typische "schräge" Rücken, bei dem Kopf, Rumpf und hinteres Bein eine Linie bilden, begünstigt eine effektive Kraftübertragung nach vorne. Gleichzeitig stellt diese leichte "Schräglage" und deren Auflösung in die Vertikale während der Bogenschritte ein geeignetes Training für die Nacken-, Rücken- und Beinmuskulatur dar.
Schwertform: Wu Yinghua (1907-1996), Mutter von Ma Jiangbao, war eine
der ersten Frauen, die auch als Lehrerinnen im Taijiquan berühmt waren.